Freitag, Juni 23, 2006

Regionalverkehr im RNV

Hallo Miteinander,

gestern haben wir mal wieder unsere RNV-Netzkarte ausgenutzt und sind damit erst nach Wissembourg/Elsaß, dann nach Landau in den Zoo und schließlich wieder nach Hause gefahren.

Das ist schon eine schöne Sache, jederzeit ab 9:00 Uhr zwischen Weissenburg und Würzburg oder Bad Schönborn und Zwingenberg oder Zweibrücken und Bad Friedrichsfeld spazieren fahren zu können.

Wer allerdings dafür nur am Sonntag Zeit hat, wird schon einige Komfortmängel hinnehmen müssen. Denn die DB fährt auf den meisten Strecken mit dem Triebzug 425 als S-Bahn. Da kommt es schon vor, dass mehr Leute am Bahnsteig stehen als der Zug fassen kann. Das passiert besonders gerne am Sonntag so ab 16 Uhr, wenn speziell die Rad-Touristen mit ihren Fahrrädern per Bahn wieder nach Hause wollen.

Zwar hat die Bahn dauernd das Wort "Kundenservice" im Mund aber ihre 425-Triebwagen sonntags lieber leer auf den Abstellgleisen in HD oder MA herumstehen, anstatt sie hinten an die fahrenden Triebwagen anzukoppeln.

Wie man ja weiß, nutzt es wenig am Stammtisch oder hier in einem Blogg zu schimpfen. Wenn mich etwas ärgert, dann versuche ich immer mal herauszufinden, wo denn ein Häuptling ist, der dafür (gut!) bezahlt wird, dass er Verantwortung trägt.

Wer glaubt, er könne per Kunden-Telefon bei der Bahn einen lebenden Menschen antreffen, der irrt. "Herzlich willkommen beim Kundenservice der Bahn. Wenn Sie eine Frage haben, drücken Sie die Eins ...."
Um es kurz zu machen: Der Verantwortliche für den Fahrzeugeinsatz der S-Bahn sitzt in Stuttgart. Ich habe ihn tatsächlich ausfindig gemacht. Natürlich hatte der keine Ahnung, dass am Sonntag auf der Strecke von Osterburken nach HD die Leute am Bahnsteig zurückbleiben müssen, "weils Zügle voll isch". Er versprach Besserung und tatsächlich habe ich inzwischen sonntags Doppel-Züge vorgefunden - manchmal. Das lässt doch hoffen.

Der Triebzug "425" ist ein technisches Armutszeugnis der Bahn und der Herstellerfirma Bombardier. Zwar beschleunigt das Ding wie "Schmitts Katze" aber das wars dann auch schon.
Da hat man bei der Konstruktion schlicht vergessen, dass da drin Menschen transportiert werden sollen. Die haben nämlich ein Rückgrat das leider nicht mit den Sitzen kompatibel ist - also länger wie ca. 30 Minuten kann man da nicht drauf sitzen. Dadurch würde sich ein Einsatzbereich von maximal 50 Km ergeben - aber nicht Kaiserslautern-Osterburken oder HD-Stuttgart, wie es aktuell ist. Nicht nur die Sitze taugen nichts (zu kurz, zu steile Lehne) sondern auch der Lärmpegel der Motoren ist viel zu hoch und dazu noch unangenehm in der Frequenz. Die Motoren sind dazu noch in den Innenraum (wo ja die "Nutzlast" sein soll! ) hineingebaut, was dann dazu führt, dass dort keine Gepäckablage mehr Platz hat. Sollte die Sonne im Sommer ungenehm blenden - nehmen Sie eine Sonnenbrille mit, denn Vorhänge oder Jalousien gibts nicht - (wegen der Vandalen!) und gegen Hitze würde ja eine silbrige Notfalldecke gut schützen.
Das ganze Gerät hat einen Basisfehler: Es ist modular aufgebaut wobei die einzelnen Module - ein Fenster/eine Türe/ein Fenster jeweils 2 m lang sind. Da werden dann die Sitzgruppen reingequetscht und das ist der Grund, dass man darauf nicht vernünftig sitzen kann. Bei 2,50m pro Modul würde der Zug zwar länger und wahrscheinlich auch teurer aber eben für den Kunden (Reisenden) viel komfortabler. Der Reisekunde ist scheint's nicht wirklich der für die Bahn wichtige Faktor.

Übrigens: Die Ingenieure der Bahn sitzen in Minden/Westfalen und der dortige Häuptling weiß darum, will aber lieber seinen Job behalten als gegen die Vorgaben aus Frankfurt aufzumucken und hat ausdrücklich begrüsst, dass ich da mal auf den Busch klopfe. In Frankfurt ist zuständig primär der Herr Hünerkoch (OHNE H!) und darunter der Herr Karsten Henze ("Leiter Markenführung").
Herr Henze meint, es sei den Kunden lieber, schlecht zu sitzen als gut zu stehen. und weist den Vorwurf "Technisches Armutszeugnis" weit von sich - versprach aber, im Rahmen der Möglichkeiten bei den Zügen für etwas mehr Komfort zu sorgen. Das ist inzwischen auch geschehen: es gibt jetzt auch in der 2. Klasse bei einigen 425er Zügen Armlehnen - damit war bisher nur die 1. Klasse ausgerüstet.

Die Bahn hat von diesem Prachtzug unglaubliche Mengen beschafft und irgendwer hat da sicher eine klotzige Provision bekommen ("Birne" wird es nicht gewesen sein - oder vielleicht doch??) Das heraus zu bekommen ist mir leider noch nicht gelungen.

Übrigens: Sollten Sie unterwegs mal ein menschliches Bedürfnis verspüren: Verkneifen! Denn glauben Sie ja nicht, dass die (einzige) Toilette funktioniert.

Das zum Thema Technisches Armutszeugnis.


Euer Manfredo- genannt Fahrofix.

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