Mittwoch, Juli 28, 2010

Bahn-brechende Bauvorhaben.

Am Wochenende konnte ich mal wieder das Leben in vollen Zügen genießen. Das betraf insbesondere die Strecke Stuttgart – Ulm – Ravensburg mit dem IRE Stuttgart-Lindau.

Dieses „Zügle“ im wahrsten Sinne des Wortes, weil’s nur 3 Doppelstockwaggons führt – war wie immer proppevoll. Fragt man sich als Fahrgast: Hat die Bahn so wenig Waggons, dass sie für diesen Zug nur 3 Stück übrig hat?
Keineswegs. Der Grund liegt woanders. Denn die Strecke ab Ulm hat keine Elektrifizierung und die schwachbrüstige Diesellok schafft es nicht, zusätzlich zur Bewegung die anspruchsvolle Elektrik (z.B. Klimaanlagen) von mehr Waggons durchzuziehen.
Und der Hintergrund? Obwohl seit Jahrzehnten gefordert, ist kein Geld da für den elektrischen Ausbau der Bodenseestrecke –
die erforderlichen Oberleitungen können von der Bahn nicht bezahlt werden.
Macht nix – Passagiere sind ja pressbar.

Vor diesem Hintergrund ist der Ausbau der ICE-Strecke Stuttgart-Ulm besonders delikat. Jetzt hat man einen „geringfügigen“ Planungsfehler in Höhe von lediglich fehlenden 865.000.000 € entdeckt – „weil man die vielen Tunnels nicht berücksichtigt hatte“. Ja da schau her, Tunnels braucht man da – na wer kommt auch schon angesichts der Schwäbischen Alb auf so einen Gedanken?
Aber macht nichts – die Allgemeinheit wird’s schon aufbringen – da muss die Strecke zum Bodensee halt noch ein wenig warten.
Man sollte auch mal überlegen: Wer muss eigentlich per ICE um eine ¼ Stunde schneller nach Augsburg oder München?
Ich glaube, die Bahn will nur dem Luftverkehr mal zeigen, wo der Hammer hängt.

Ganz zwanglos fällt mir da der Hauptbahnhof Stuttgart ein „Stuttgart 21“ wo sich jetzt herausstellt, dass der Durchgangsverkehr auch nicht besonders schneller sein wird – mangels Raum für Gleise zum Beispiel.
Aber darum geht’s wahrscheinlich gar nicht. Was ich vermute ist, dass man scharf auf die Grundstücke ist, welche dann mitten in der Stadt frei werden. Frei werden wofür? Nein, natürlich nicht für Wohnungen, sondern für weitere dann unvermietbare Bürobauten.

Was mich interessieren würde: Wie würde wohl eine Volksbefragung der Stuttgarter Bürger ausgehen? Ist denn niemand da, der so was mal anleiert?
Aber vielleicht macht das deshalb niemand, weil die Politiker sich sowieso einen Dreck darum scheren, was das Volk will.

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