Mittwoch, Mai 26, 2010

Verkehrskultur? Ein hoffnungsloser Fall.

Mit der Kultur unter Verkehrsteilnehmern ist es noch nicht so weit her.
Wenn man sich so mal umschaut, ist man eigentlich schon froh, dass man sich wenigstens halbwegs darauf geeinigt hat, dass in Deutschland Rechtsverkehr vorherrschend ist. Das betrifft naturlich nicht etwa Radfahrer auf Radwegen. Da fährt man wegsparend und wenn dann das Fahrziel irgendwo linker Hand liegt, bleibt man mal eben den Kilometer bis dahin links.
In meiner Nachbarschaft hat es vor einiger Zeit einen Unfall mit zwei Radfahrergruppen gegeben, die einander entgegengekommen sind. Und zwar ist die eine Gruppe von einer Autobahnbrücke, über welche der Radweg verlief, heruntergefahren (mit Tempo, natürlich) und die andere Gruppe wollte umgekehrt auf die Brücke rauf. Keiner aus den beiden Gruppen war bereit, auf dem schmalen Radweg Platz zu machen und es kam zum Frontal-Massenzusammenstoß. Resultat: Etliche Verletzte, teilweise schwer und ein Toter.
Das danach dort zu sehende Holzkreuz mit Blümchen hebt auch nachträglich nicht das soziale Niveau der Beteiligten.
Was ist nur los mit unserer Volksgemeinschaft? Ist sich denn kaum noch jemand bewusst, dass man mit rücksichtslosem Egoismus nicht zusammenleben kann?
Ganz allgemein
- habe ich den Eindruck, dass die Verkehrsregeln (und nicht nur die!) nur dann eingehalten werden, wenn eine Überwachungskamera oder ein Polizeifahrzeug in der Nähe ist.
- ist nur noch selten damit zu rechnen, dass jemand Zeichen gibt, wenn er abbiegen will
- wird so auf dem Gehweg geparkt, dass die Mutter ihren Kinderwagen über die Fahrbahn schieben muss.
- wird an einer Stopstelle nicht gehalten
- wird in der Fußgängerzone viel zu schnell gefahren und natürlich auch geparkt.
- wird auf Autobahnen (und nicht nur da) zu wenig Abstand zum Vordermann gehalten
Und dann gibt es noch eine Menge Typen mit einem zu hohen Testosteronspiegel.
Die erkennt man schon von Weitem daran, dass sich die Türen ihrer entsprechend dem Niveau tiefer gelegten Schüssel rythmisch nach außen biegen. Die müssen insbesondere bei Nacht jedermann verkünden, dass er, "Lonesome Wulf Harry" ein ganzes Monatsgehalt für eine 500 Watt-Dröhne ausgegeben hat, um die ach so melodischen Töne seines Lieblingsrappers allen Anwohnern nahe zu bringen.
Sollte man so einem Typen mal die Meinung sagen wollen, wäre eine beeindruckende Turnerfigur zu empfehlen, weil sich dessen verbale Kompetenz wohl in Grenzen halten dürfte.
Ahnlich gestrickt sind die Inhaber von gewissen Motorrädern, der Harley zum Beispiel. Ich frage mich, was die alles wieder in den Auspuff einbauen müssen, wenn sie zum TÜV fahren.
Aber auch andere Verkehrsteilnehmer können sich keineswegs mehr gegenüber dem Mitmenschen entschuldigen sondern werden regelmäßig aggressiv.

Es ist schon so, die Kulturstufe welche notwendig ist, um freundlich und rücksichtsvoll miteinander umzugehen, haben wir noch lange nicht erreicht. Und bis es soweit ist, brauchen wir ausreichend Kontrolle und wirkungsvolle Sanktionen bei Verfehlungen.
Es ist fraglos ein Armutszeugnis wenn man danach rufen muss. Aber ich glaube, es geht kaum anders. Wenn mehr Polizei natürlich auch mehr Geld kostet, sollte sich diese dieses Geld durch "No Tolerance" eben verdienen.

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